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Indien – Rishikesh 2016

„Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Und wenn 19 eine Reise tun, dann können sie viel gemeinsam erleben und miteinander teilen. Vor allem, wenn die Reise zu einem so speziellen Ort wie Rishikesh, das Tor zum Himalaya führt.Viele angenehme Bilder habe ich in mir, beispielsweise von unseren morgendlichen Spaziergängen am Ganges, noch ganz ohne die Hektik, das bunte Treiben und den Lärm des Verkehrs. Meditativ und besinnlich war es, an einigen Stellen innezuhalten und dem Ganges zuzusehen, vor allem in der Nähe verschiedener Statuen oder des Shiva-Lingams.

Oder die Atmosphäre im Kunjapuri Tempel, dessen Lage in über 1600 m Höhe einen weiten Blick über das Gangestal und bis hin zu den schneebedeckten Spitzen des Himalaya boten. Auch das waren Momente, die so erhaben und besonders waren, dass wir alle sie sicherlich in Erinnerung behalten werden. Und dass wir diese Momente eben nicht allein, sondern in einer harmonischen Gruppe miteinander teilen durften, machte für mich diese Reise noch wertvoller.

Natürlich standen auch diesem Mal die astrologischen Seminare in Mittelpunkt des Geschehens und unsere zweifellos hohen Erwartungen an unsere beiden Jyotish Lehrer Gayatri Devi Vasudev, Prof. Jaya Sekhar wurden sogar noch übertroffen. Gayatri Devi Vasudev, die Tochter des berühmten Dr. B V Raman unterrichtete 2 Tage lang sehr strukturiert die Regeln des Prashna auf eine Art und Weise, die die Studentinnen und Studenten ermutigte, sich diesem sicherlich eher komplexen Themengebiet nun anzunähern mit dem Vertrauen, gut ausgerüstet zu sein. Eine der Stärken von Frau Vasudev ist sicherlich die wirklich strukturierte und gut nachvollziehbare Weise, in der sie den Stoff präsentiert. Wer nun aber vermutet, dies sei eine eher trockene Angelegenheit, irrt sich gewaltig: Mit Hilfe von mythologischen Geschichten, Praxisbeispielen und indischen Alltagsbegebenheiten würzte Frau Vasudev ihren Unterricht sehr gekonnt und passend. Auch ihr freundliches und geduldiges Wesen trugen sicherlich dazu bei, den Unterricht interessant, abwechslungsreich und vor allem lehrreich zu gestalten.

Ohne dass dies geplant gewesen wäre, entwickelte das mehr als 5 tägige Seminar seine eigene Dynamik in Richtung der Thematik der ewig interessanten Partnerschaft. „Werde ich X heiraten oder nicht?“ hieß beispielsweise oft die Fragestellung in den Prashna-Beispielen bei Frau Vasudev. Prof. Sekhar baute dann in seinem Unterricht darauf auf und gab sehr klare Richtlinien auf den Zeitpunkt der Eheschließung. Schon bald hatten wir in den Pausen unseren Spaß in Bezug auf Herrn oder Frau X, den oder die scheinbar alle heiraten wollten und auf die „yes but with delay“ Prognose, sie ziemlich häufig vorkam. So hat sogar eine besonders emsige Teilnehmerin das neu erlernte Wissen gleichauf der Zugfahrt von Rishikesh nach Delhi umgesetzt und einer jungen Inderin die Heirat in Aussicht gestellt und – wen wundert es – with delay.

Inhaltlich gesehen gab es bei beiden Lehrern immer wieder Aha-Erlebnisse in Form von Inhalten, die in keinem Lehrbuch zu finden sind und die wirklich nur von erfahrenen Jyotishis vermittelt werden können. So brachte Frau Vasudev uns die Yogas bzw. Aspekte in der Prashna-Astrologie auf eine Weise näher, die uns größtenteils unbekannt war, die jedoch sehr schlüssig klang. Kurz gefasst forderte sie, dass bei einem Ithasala Yoga die beiden Planeten nicht nur in Bezug auf Gradbereiche, sondern auch in Bezug auf die Zeichen in einer bestimmten Reihenfolge sein müssen. Ein Ithasala zwischen Jupiter in Waage und dem Mond in Schütze kann somit nicht gebildet werden, selbst wenn der geforderte Orbis stimmen würde. Stünde der Mond jedoch in Löwe, so könnte er mit Jupiter in Waage ein Ithasala Yoga bilden. Prof. Sekhar unterrichtet u.a. Hintergründe zu verschiedenen Kutas (Kriterien der Partnerschaftskompatibilität) die ein tiefes Verständnis der subtilen Zusammenhänge ermöglichen und vielen Anwesenden einen neuen Blick auf dieses alte System erlaubt haben .Als besonders interessante Fragestellungen behandelte Prof. Sekhar auch die Fragen, ob eher eine Ehe oder eine Partnerschaft ohne Trauschein angezeigt ist, ob die Partnerschaft gleichgeschlechtig oder heterosexuell ausgerichtet sein wird und welche Eigenschaften der oder die 2. Partner oder Partnerin haben werden. Die aktuellen, modernen Fragestellungen in unserer westlichen Kultur wurden von einem klassischen und traditionellen indischen Astrologen aufgegriffen, anerkannt und betrachtet. Eine solche Offenheit ist alles andere als selbstverständlich.

Darüber hinaus verbrachten wir jedoch auch einen Abend mit einem sehr interessanten Vortrag aus dem Bereich des Vedanta, den Herr Vasudev überzeugend präsentierte. Durch seine Erklärungen und Geschichten regte er offensichtlich die anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Nachdenken an. Auch Prof. Sekhars mythologische Geschichten, denen wir einen Vormittag widmeten erreichten uns und zogen uns in ihren Bann. Die indische Kultur, Mythologie und Spiritualität hat wirklich viel an Denkanstößen zu bieten. So glaube ich, dass alle, diese Reise taten angeregt und zufrieden die Rückreise antraten und ich hoffe, dass die entstandenen zwischenmenschlichen Beziehungen noch lange halten werden.